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Bauchredner

Roy Reinker

Wo?

Leipzig

Datum

April 2020

Fotograf

Claudia Masur

Bitte beschreiben Sie diesen Ort (und das Leben hier zu normalen Zeiten).

Ich bin Roy Reinker und seit 6 Jahren hauptberuflich als Comedian, Entertainer und Bauchredner unterwegs und freue mich sehr bei dem Projekt dabei zu sein. Wir sind hier bei der SANFTWUT in Leipzig. Es ist so zu sagen ein Kabarett mit in etwa 180 Sitzplätzen. Hier ist eigentlich immer sehr, sehr viel los ist. Rund um die Uhr sind viele Veranstaltungen, sehr viel Trubel und von den Leuten her herrscht immer ein sehr positives und angenehmes Klima. Die Leute wollen unterhalten werden, freuen sich auf einen schönen Abend und sind gelassen. Es ist ein Ort, an dem die Leute vom stressigen Alltag abschalten können, an dem die Leute sich einfach berieseln lassen können von Humor und Spaß und dann natürlich mit Freunden, der Familie, mit Arbeitskollegen, mit dem Verein einfach mal alles um sich herum vergessen.

Das ist aktuell eher schwierig, da die Sitzplätze aktuell ja alle recht leer sind.

Bitte beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation?

Die aktuelle Situation ist natürlich für die Kulturbranche sehr schwierig. Die ganzen Künstler wissen nicht wohin, ich weiß natürlich auch nicht wohin, nutze die Zeit aber sehr sinnvoll. Zum einen zum Energie tanken, denn ich hatte Anfang des Jahres sehr gut zu tun und jetzt kam natürlich dieser große Bruch und die ersten Wochen waren für mich eigentlich total Gold wert. Ich hatte mal einen Monat so richtig Zeit, alles um mich herum zu vergessen, konnte meine Energie sammeln und parallel wieder neue Projekte planen. Es ist natürlich immer die Frage, wie geht man aus dieser Situation raus, entweder als Gewinner oder Verlierer und es kommt stark auf die innere Einstellung an. Als Künstler ist man ja oftmals recht positiv, weil man den Leuten sehr viel Spaß vermitteln will und das sollte man dann vielleicht doch im Privaten, wenn es mal nicht so gut läuft, beibehalten. Das nutze ich natürlich auch extrem, die positive Art, die man eigentlich auf der Bühne präsentiert, im Privaten und in dieser Zeit aktuell, nicht zu verlieren.
Ich bin gut gelaunt, telefoniere sehr viel mit Kollegen und plane vor allem neue Shows. Man kann jetzt viel vorarbeiten – wofür man sonst gar nicht die Zeit hat – und jetzt für die nächsten Jahre tolle Sachen auf die Beine stellen. Das macht natürlich sehr viel Spaß und das gibt auch Energie, wenn man parallel an Projekten arbeiten kann. Und auch gerade dieses Fotoprojekt hier, mit Claudia, ist auch eine Sache, nach der man jetzt gut gelaunt nach Hause fährt. Man hat sofort wieder Ideen. Man ist mit Adrenalin zu gepumpt, das hat man ja dann immer, wenn man neue Sachen plant und vor allem wenn man Shows spielt, ist das Adrenalin das Mittel, um auf neue Ideen zu kommen. Das fehlt natürlich aktuell, deswegen haben viele so eine gewisse Antriebslosigkeit. Die habe ich jetzt nicht, dadurch dass ich jetzt wirklich mache und parallel plane und neue Programme ins Leben rufe.

Was erwarten Sie für sich persönlich von der Zukunft?

Von der Zukunft erwarte ich mir sehr, sehr viel. Dadurch, dass mein Akku jetzt zu 200 Prozent gut geladen ist, werde ich sehr gut durchstarten und noch mehr Energie auf die Bühne projizieren können. Und die Leute sind natürlich auch wieder gewollt, Kultur erleben zu dürfen. Ich denke, dass wird eine sehr harmonische Sache werden, wenn es dann jetzt bald wieder losgeht. Die Leute haben Lust und die Künstler auf der Bühne auch und ich freue mich, wenn ich mit meinen Puppen die Leute in eine gewisse kleine Welt holen kann und einfach wieder die Leute sehe, wie jeder, ob jung oder alt, ob groß oder klein, wieder zum Kind wird. Das ist eigentlich für mich das Schönste an meinem Beruf, was Puppensielen dann mit sich bringt. Es ist die einzige Kunstform weltweit, die jede Generation gleichzeitig anspricht. Ich freu mich auf die Zukunft, bin guter Dinge und freu mich auf das, was kommt.

Fünfzehn Profifotografen und Fotografinnen, vom Alpenvorland bis Sylt porträtieren deutschlandweit Menschen in der Corona-Auszeit.

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