Wo?
Köln
Datum
Mai 2020
Fotograf
Selina Pfrüner
Wir sitzen hier in der Flora in Köln. Das ist eine Veranstaltungs-Location, in der normalerweise um die 200 Veranstaltungen – ganz unterschiedlicher Art – im Jahr stattfinden. Kirberg Catering ist Exklusiv-Partner für die Gastronomie, sowohl indoor als auch outdoor. Draußen betreiben wir eine Außengastronomie mit circa 200 Sitzplätzen. Die Flora und die Außengastronomie sind ein Teilbereich von Kirberg Catering. Hinzu kommt das Catering in der Koelnmesse und bei deutschland- und europaweiten Veranstaltungen.
Wir sind innerhalb von zehn Tagen von 100 auf 0 abgestürzt. Da heißt, wir haben seit Anfang April überhaupt keine Arbeit mehr, weil es keine Veranstaltungen mehr gibt und Veranstaltungen – also Messen oder Großveranstaltungen – auf absehbare Zeit auch untersagt sind. Seit heute ist es so, dass sich zehn Personen wieder an einem Tisch treffen können. Die Außengastronomie ist jetzt seit Mitte Mai wieder geöffnet, aber auch nur mit der Hälfte der Sitzplätze und mit ganz großen Auflagen, die dazu führen, dass wir auch hier nur 50 % unseres Geschäftes machen. Die Außengastronomie macht normalerweise 3 % vom Gesamtvolumen aus. Wir haben 100 Mitarbeiter und von den 100 Mitarbeitern sind bis auf Marketing, Buchhaltung und die Geschäftsführung alle in 100 % Kurzarbeit. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Jahr nichts mehr tut.
Aktuell haben wir dennoch viel zu tun, das heißt wir haben zunächst mal versucht das Unternehmen krisenfest zu machen, indem wir mit Banken, Lieferanten und Partnern gesprochen haben, um uns für die Situation entsprechend Zeit kaufen zu können. Seitdem die Dank Augusta wieder geöffnet ist – also seit Mitte Mai – ist für mich so eine Berührung entstanden. Mein erster Kaffee war wie frisch verliebt sein und seitdem ist es so, dass wir marketingmäßig und auch einzelne Mitarbeiter aus den verschiedenen Abteilungen anfangen kreative Ideen zu entwickeln, um uns im Gespräch zu halten: Welche Lösungen können wir anbieten, wenn die ersten Veranstaltungsanfragen kommen sollten? Wir versuchen Situationen zu schaffen, wie wir unser Kerngeschäft wiederaufbauen und auch mit verschiedenen Ideen stützen können – also durch Kooperationen, durch Allianzen und durch neue Eventformate, die wir uns – auch im Gespräch mit Kunden – überlegen. Da wir für unser kreatives Sein bekannt sind, ist das für uns jetzt auch der Motor, um nicht vor dem Virus zu kapitulieren, sondern um mit Fantasie in die Zukunft zu schauen und zu sehen, was wir daraus machen können.
Ich glaube, dass das Geschäft nicht mehr so sein wird wie es vor der Krise war – an keiner Stelle. Also was die Art und Weise der Umsetzung von Veranstaltungen angeht und ich glaube auch nicht, dass wir so schnell auf das alte Volumen zurückkommen werden. Ich denke, dass es bestimmte Veranstaltungsformate gar nicht mehr geben wird. Das „mit Fantasie in die Zukunft blicken“ heißt, sich jetzt zu überlegen wie man das, was man schon absehen kann, verändern kann.
Wir haben immer Emotionen und Erlebnisse verschenkt und ich hoffe, dass uns das auch zukünftig gelingt, dafür richten wir unsere Gedanken und Ideen jetzt aus: dass man eben auch mit bestimmten Ideen trotz Corona so ein Schmunzeln ins Gesicht kriegt und sagt „das ist eine coole Idee“ und ob mit Corona-Abstandsregeln oder nicht, die nehmen wir auch mit rüber. Den Kopf in den Sand zu stecken ist nicht unser Weg. Wir haben alle Lust weiterzumachen und das werden wir tun.
Fünfzehn Profifotografen und Fotografinnen, vom Alpenvorland bis Sylt porträtieren deutschlandweit Menschen in der Corona-Auszeit.
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