Der Alexanderplatz ist ein Hotspot in Berlin. Hier treffen unterschiedlichste Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen aufeinander und es ist normalerweise immer richtig viel los. Unsere tägliche Arbeit beinhaltet die Aufnahme von Verkehrsunfällen und Verkehrskontrollen, die Bearbeitung von Ladendiebstählen bis hin zu Bürgergesprächen und touristischen Informationen. In den Nachtstunden kommt es, häufig durch den Konsum von Alkohol, in einzelnen Bars und Clubs vermehrt zu Streitigkeiten und körperlichen Auseinandersetzungen. Wenn auf dem Platz unmittelbar etwas passiert – wenn das Handy entwendet oder der Geldbeutel verloren wurde – ist die Alexwache der erste Anlaufpunkt.

Durch die Corona-Krise wirkte der Alexanderplatz plötzlich wie ein Geisterort. Normalerweise ist der Platz schon früh am Tag voller Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Nun wirkt er wie ausgestorben, auch die Straßen drum herum sind leer. Gerade in den Nachtstunden machen wir vermehrt Fahrzeugkontrollen mit dem Schwerpunkt Alkohol und Drogen, aber wo keine Fahrzeuge sind, kann man natürlich auch keines anhalten. Es ist schon sehr ruhig, von 100 auf 0, keine Touristen mehr da, alle Geschäfte haben zu, es halten sich keine Menschen mehr auf dem Alexanderplatz auf, alles kommt zum Erliegen. Es ist teilweise so ruhig, dass eine bedrückende Stille entsteht, die zeitweise aber auch als ganz angenehm empfunden wird. Wir leben ja hier wirklich im Trubel, sind nonstop unterwegs und machen tendenziell auch eher mal notwendige Überstunden. Aus dieser Sicht ist es auf eine besondere Art schön, dass die gewohnte Hektik für einen Moment ausbleibt. Der Alex wurde zeitweise zu einem total friedlichen und ruhigen Ort. Wir haben in dieser besonderen Zeit aber nicht weniger zu tun. Aufgrund der zahlreichen Kontrollen zur Einhaltung der Eindämmungsmaßnahmen ist die Polizei mit erhöhter Präsenz auf den Straßen unterwegs. Des Weiteren versuchen wir den Bürgerinnen und Bürgern mit der Präsenz in der schwierigen Zeit aber auch zu zeigen, dass wir für ihre Sicherheit Sorge tragen. Nicht nur dienstlich, sondern auch privat hat sich unser Leben in der Zeit der Corona-Krise stark verändert. Auch wir Polizistinnen und Polizisten müssen in dieser Ausnahmesituation unser Berufsleben mit erhöhten Arbeitsstunden und das Familienleben unter einen Hut bekommen. Wir sind selbst betroffen von den Einschränkungen, genauso wie die Bürgerinnen und Bürger. Daher versuchen wir viel Verständnis entgegen zu bringen, suchen mehr das offene Gespräch, als Verstöße gleich zu sanktionieren. Wir wollen das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen, sind mehr auf das Verständnis aus, als Ordnungswidrigkeitenverfahren einzuleiten. Die Schwierigkeit liegt darin, einerseits die Abstandsbestimmungen konsequent durchzusetzen, obwohl wir auf der anderen Seite viel Verständnis für die Betroffenen haben. Ich kann das total gut verstehen, dass die Menschen sich treffen und raus an die Sonne wollen, aber es ist eben unsere Aufgabe, die Hygienemaßnahmen durchzusetzen. Wenn sich Jugendliche dann zu sechst oder siebt treffen, um Geburtstag zu feiern, verstehen wir den Wunsch, aber es birgt einfach ein sehr großes Infektionsrisiko für alle. Da müssen jetzt alle durch und Verantwortungsbewusstsein zeigen. In dieser Zeit haben wir dennoch viel Zuspruch seitens der Bürgerinnen und Bürger erfahren können. Oft werden wir mit einem Lächeln begrüßt und die Kontrollen werden anstandslos befürwortet. Jedoch ernten wir nicht nur Dank und Anerkennung für unsere Arbeit. Den Unmut seitens der Bevölkerung durch die Einschränkungen in etlichen Bereichen bekommen wir schon bei normalen Verkehrskontrollen zu spüren.

Für mich persönlich wünsche ich mir weiterhin berufliche Zufriedenheit und eine ausfüllende Arbeit, spannende Einsätze, die hier auf dem Alexanderplatz mit Sicherheit kommen werden und natürlich ein tolles Team, was auch in Krisenzeiten zusammenhält. In Ausnahmesituationen merkt man, dass mit einem guten Arbeitsklima und tollen Kolleginnen und Kollegen alles steht und fällt. Wir unterstützen uns gegenseitig und können so mit jeder Situation arbeiten, sei sie noch so negativ oder positiv. Das habe ich in diesen Tagen sehr deutlich gemerkt. Außerdem wünsche ich mir für die Zukunft, dass die Menschen in der Gesellschaft an einem Strang ziehen. Der Virus betrifft uns nun mal alle, es gilt die Herausforderungen gemeinsam durchzustehen.